Konakion MM

Zusammensetzung

Wirkstoffe

Phytomenadionum (= synthetisch gewonnenes Vitamin K1)

Hilfsstoffe

Acidum glycocholicum, natrii hydroxidum (2,64 mg Natrium pro Ampulle à 1 ml), lecithinum (aus gentechnisch verändertem Sojabohnenöl hergestellt), acidum hydrochloridum, aqua ad iniectabile

Darreichungsform und Wirkstoffmenge pro Einheit

Injektionslösung, Lösung zum Einnehmen.

Eine Braunglas-Ampulle enthält 1 ml einer klaren Mischmizellenlösung zu 10 mg Vitamin K1 (Abfüllvolumen 1,15 ml) zur oralen und parenteralen (i.v.) Verabreichung.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Blutungen oder Blutungsgefahr infolge schwerer Hypoprothrombinämie (das heisst Mangel an den Gerinnungsfaktoren II, VII, IX und X), unter anderem bedingt durch Überdosierung von Antikoagulantien auf Cumarinbasis oder deren Kombination mit Phenylbutazon oder durch andere K-Hypovitaminosen (zum Beispiel bei Verschlussikterus, Leber- und Darmaffektionen, längerer Verabfolgung von Antibiotika, Sulfonamiden oder Salizylsäurederivaten).

Dosierung/Anwendung

Art der Verabreichung (oral, i.v.), Dosis, Dosisintervall und Behandlungsdauer hängen von der Schwere der Hypoprothrombinämie und vom Ansprechen des Patienten resp. der Patientin ab. Eine i.v. Injektion von Konakion MM sollte generell langsam (über mindestens 30 Sekunden) verabreicht werden und kann nach Bedarf wiederholt werden. Die Wirkung von Konakion MM tritt nach i.v.-Verabreichung nach ca. 1-3 Stunden, nach oraler Gabe nach ca. 4-6 Stunden ein.

Die i.v. Applikation garantiert einen schnelleren Wirkungseintritt als die orale Gabe. Eine orale Gabe von Konakion MM wird daher bei schweren oder lebensbedrohlichen Blutungen nicht empfohlen.

Konakion MM sollte nicht mit anderen parenteralen Arzneimitteln vermischt werden, kann jedoch gegebenenfalls direkt über ein Einspritzventil/Zuspritzventil oder einen Drei-Wege-Hahn (wenn dies/dieser vorhanden ist) in die (periphere) Verweilkanüle injiziert werden.

Die orale Verabreichung von Konakion MM kann mit einer Spritze wie folgt vorgenommen werden: Mit der Spritze mit aufgesetzter Nadel der Ampulle das erforderliche Volumen entnehmen. Nadel von der Spritze entfernen und Inhalt der Spritze direkt in den Mund applizieren und mit Flüssigkeit nachspülen.

Akute Intoxikation mit oralen Antikoagulantien

10-20 mg Vitamin K1 (1-2 Ampullen Konakion MM zu 10 mg) täglich i.v.; später orale Behandlung, unter ständiger Kontrolle der Prothrombinzeit bis zur Normalisierung der Gerinnungsverhältnisse.

Sollte bei einem unter Antikoagulantien (Wirkungstyp auf Cumarinbasis) stehenden Patienten resp. einer Patientin ein chirurgischer Eingriff nötig sein, kann die Gerinnungshemmung durch Konakion MM aufgehoben werden (sofern nicht Antikoagulantienschutz erwünscht). Kommt es unter Konakion MM zu einem Thromboserezidiv, muss die Antikoagulantientherapie zunächst mit Heparin i.v. weitergeführt werden.

Bei Überweisungen von Patienten an den weiterbehandelnden Arzt resp. die weiterbehandelnde Ärztin, sind diese auf die erfolgte Verordnung von Konakion MM aufmerksam zu machen. Bei lebensbedrohlichen intrakraniellen und Magen-Darm-Blutungen sind in erster Linie Gerinnungsfaktoren zu substituieren und gleichzeitig ist Konakion MM zu verabreichen.

Notfalleingriffe

Antikoagulation unterbrechen.

Phenprocoumon (oder Warfarin): Konakion MM 10 mg i.v. plus Prothrombin-Komplex 60 IU/kg KG i.v.

Acenocoumarol: Konakion MM 5 mg i.v. plus Frischplasma 15 ml/kg KG i.v. oder Prothrombin-Komplex 35-50 IU/kg KG zusammen mit Faktor VII Konzentrat 20 IU/kg KG i.v.

Schwere oder lebensbedrohliche Blutungen bei oraler Antikoagulantientherapie

Zunächst sollte die Therapie mit dem Cumarin-Antikoagulans unterbrochen werden.

Phenprocoumon (z.B. Marcoumar®) oder Warfarin (in der Schweiz nicht zugelassen): Konakion MM: 5,0-10,0 mg i.v. plus Prothrombin-Konzentrat oder Frischplasma.

Acenocoumarol (z.B. Sintrom®): Einmalige Gabe von 5,0 mg i.v. Konakion MM plus Frischplasma oder Prothrombin-Konzentrat.

INR erhöht mit oder ohne leichte bis mittelstarke Blutungen

Phenprocoumon (Warfarin): INR-Wert ≥9: 10,0 mg Konakion MM i.v. Bei INR <9: 2,0-5,0 mg Konakion MM oral oder i.v.

Acenocoumarol: Oft genügt vorübergehende Reduktion der Dosis. Bei mittelstarken Blutungen 2,0-5,0 mg Konakion MM oral.

Für kleine Dosierungen stehen Konakion MM paediatric Ampullen (2 mg/0,2 ml; gleiche Konzentration wie 10,0 mg/1,0 ml Ampullen) zur Verfügung.

Spezielle Dosierungsanweisungen

Anwendung bei älteren Patienten oder Patientinnen

Ältere Patienten oder Patientinnen neigen dazu, auf die Aufhebung der Antikoagulation mit Konakion MM empfindlicher zu reagieren. Aus diesem Grund sollte die Dosierung für diese Patientengruppe am unteren Ende der empfohlenen Bereiche liegen. Es wurde gezeigt, dass niedrige Dosierungen von 0,5 bis 1,0 mg i.v. oder oralem Vitamin K1 das INR innerhalb von 24 Stunden wirksam auf <5,0 reduzieren (siehe „Pharmakokinetik”).

Kinder unter 1 Jahr

Die Ampulle zu 10 mg pro ml auf Mischmizellenbasis darf nicht an Säuglinge unter einem Jahr oder an Neugeborene verabreicht werden. Dafür steht Konakion MM paediatric zur Verfügung.

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegenüber Phytomenadion oder einem der Hilfsstoffe gemäss Zusammensetzung.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Zum Zeitpunkt der Anwendung muss die Mischmizellenlösung in der Ampulle klar sein. Bei nicht vorschriftsgemässer Lagerung können eine Trübung bzw. Phasentrennung auftreten. In solchen Fällen darf die Ampulle nicht mehr verwendet werden.

Bei Patienten oder Patientinnen mit schwer beeinträchtigter Leberfunktion ist nach der Verabreichung von Konakion MM eine sorgfältige Überwachung des INR notwendig.

Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Ampulle, d.h. es ist nahezu «natriumfrei».

Interaktionen

Dicoumarol und seine Derivate antagonisieren die Wirkung des Vitamin K1 auf die postribosomale Carboxylierung gewisser Gerinnungsfaktoren und Inhibitoren. Die Wirkung von Phytomenadion kann durch die gleichzeitige Verabreichung von Antikonvulsiva beeinträchtigt werden.

Schwangerschaft/Stillzeit

Mit Konakion MM sind weder kontrollierte Studien bei Tieren noch bei schwangeren Frauen durchgeführt worden.

Dennoch kann aufgrund der langjährigen Erfahrung davon ausgegangen werden, dass weder Phytomenadion noch die in den verschiedenen Formulierungen von Konakion MM enthaltenen Hilfsstoffe in den anwendbaren Dosierungen reproduktionstoxikologische Auswirkungen haben. Immerhin wird an den Grundsatz erinnert, Arzneimittel während der Schwangerschaft nur bei strikter Indikationsstellung anzuwenden. Nur ein kleiner Anteil von zugeführtem Vitamin K1 tritt in die Muttermilch über, so dass von der Verabreichung von Konakion MM in therapeutischen Dosen an stillende Mütter kein Nachteil für den Säugling zu befürchten ist.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Konakion MM hat keinen Einfluss auf die Fahrtüchtigkeit oder die Fähigkeit, Maschinen zu bedienen.

Unerwünschte Wirkungen

Die aufgeführte Häufigkeit ist gemäss folgenden Kriterien definiert: sehr häufig (≥1/10), häufig (≥1/100 bis <1/10), gelegentlich (≥1/1000 bis <1/100), selten (≥1/10'000 bis <1000), sehr selten (<1/10'000), nicht bekannt (kann anhand der verfügbaren Daten nicht abgeschätzt werden).

Erkrankungen des Immunsystems

Es liegen Meldungen über Reaktionen vom anaphylaktischen Typ nach intravenöser Injektion von Konakion MM vor.

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

An der Injektionsstelle können lokale Reizungen auftreten. In seltenen Fällen können an der Injektionsstelle Reaktionen wie Entzündung, Atrophie und Nekrose mit möglicherweise starker Ausprägung auftreten.

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Eine Vitamin-K1-Hypervitaminose ist nicht bekannt.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code: B02BA01

Wirkungsmechanismus

Vitamin K1 (Phytomenadion), der Wirkstoff von Konakion MM, ist ein gerinnungsfördernder Faktor. Als Komponente eines Carboxylasesystems der Leber ist Phytomenadion an der Carboxylierung der Gerinnungsfaktoren II (Prothrombin), VII, IX und X und der Gerinnungsinhibitoren Protein C und Protein S in der postribosomalen Phase beteiligt. Cumarine hemmen die Reduktion von Phytomenadion (Chinonform) zu Phytomenadionhydrochinon und verhindern auch die Reduktion des nach der Carboxylierungsreaktion entstandenen Phytomenadionepoxids zur Chinonform.

Pharmakodynamik

Vitamin K1 ist ein Antagonist von Phenprocoumon (Marcoumar®) und ähnlichen Antikoagulantien. Dagegen hebt es die Wirkung von Heparin nicht auf; hierzu dient Protamin.

Vitamin K1 ist bei hereditärer oder bei durch schwere Leberinsuffizienz verursachter Hypoprothrombinämie unwirksam.

In Konakion MM ist Phytomenadion unter Anwendung eines physiologischen, auch im menschlichen Körper verwendeten Trägerprinzips, des aus Lecithin und Gallensäure bestehenden kolloidalen Systems der Mizellen, solubilisiert.

Klinische Wirksamkeit

Keine Daten

Pharmakokinetik

Absorption

Oral eingenommenes Phytomenadion wird vorwiegend in den mittleren Dünndarmabschnitten absorbiert. Die systemische Verfügbarkeit liegt nach oraler Verabreichung bei etwa 50%, mit grossen interindividuellen Unterschieden.

Distribution

Der Primärverteilungsraum entspricht dem Plasmavolumen. Im Blutplasma ist Phytomenadion zu 90% an Lipoproteine gebunden (VLDL-Fraktion). Die normale Plasmakonzentration an Phytomenadion beträgt zwischen 0.4 und 1.2 µg pro Liter. Die Plazentagängigkeit von Phytomenadion sowie dessen Übertritt in die Muttermilch sind gering.

Metabolismus

Phytomenadion wird rasch in stärker polare Metaboliten umgewandelt, z.B. in Phytomenadion-2,3-epoxid, welches teilweise wieder in Phytomenadion zurückgeführt wird.

Elimination

Phytomenadion wird nach metabolischem Abbau mit Glucuronsäure und Schwefelsäure konjugiert und über Galle und Urin ausgeschieden. Die terminale Halbwertszeit beträgt bei Erwachsenen 14±6 Std. nach i.v.-Verabreichung und 10±6 Std. nach oraler Verabreichung. Die Fraktion, die unverändert im Urin erscheint, beträgt weniger als 10%.

Kinetik spezieller Patientengruppen

Klinische Situationen, die mit einer Absorptionseinschränkung von Phytomenadion (Vitamin K1) einhergehen, sind zum Beispiel Malabsorption, Kurzdarmsyndrom (Short Bowel Syndrome), Gallengangsatresie und Pankreasinsuffizienz. Aus diesem Grund sollte die Dosierung für diese Patientengruppe am unteren Ende des empfohlenen Bereichs liegen (siehe „Dosierung/Anwendung”).

Präklinische Daten

Bisher wurde über keine mutagenen oder kanzerogenen Wirkungen berichtet.

Injektionen von Vitamin K1 von Tag 6 bis Tag 11 der Trächtigkeit haben bei Mäusen teratogene Effekte hervorgerufen.

Sonstige Hinweise

Haltbarkeit

Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.

Restmengen angebrochener Ampullen können aus Stabilitätsgründen nicht aufbewahrt werden und sind zu verwerfen.

Besondere Lagerungshinweise

Nicht über 25 °C lagern. Die Ampullen im Umkarton aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen. Ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.

Zulassungsnummer

48112 (Swissmedic)

Packungen

5 Ampullen (1 ml) zu 10 mg [B]

Zulassungsinhaberin

CPS Cito Pharma Services GmbH, 8610 Uster

Stand der Information

Januar 2022